I am [not] Giselle
2023
Choreografie
Mónica García Vincente
Bühne
Kristina Schmidt
„Giselle“ gilt als Meisterwerk des klassischen Balletts. Entstanden in der Epoche der Frühromantik gehört es heute immer noch zum Repertoire. Wie in anderen Balletten dieser Zeit erscheint die titelgebende weibliche Figur, in die sich der männliche, nicht standesgemäße Protagonist verliebt, als geschlechtsloses, tugendhaftes, unschuldiges und abhängiges Wesen. Dieses Bild entspricht freilich eher den zeitgenössischen Männerfantasien und patriarchalen Weiblichkeitsidealen als den Lebenswirklichkeiten der Frauen und Tänzerinnen im 19. Jahrhundert.
„I am [not] Giselle“ ist ein choreografisches Experiment auf der Suche nach der realen Frau im romantischen und zeitgenössischen Ballett. Die beiden Tänzerinnen verkörpern dabei die vielschichtigen und widersprüchlichen Aspekte von Frausein und Weiblichkeit: auf, hinter und jenseits der Bühne. Sie erforschen eigene und auf sie projizierte Sehnsüchte und Leidenschaften, Zustände von Abhängigkeit und Autonomie, den eigenen Körper als voyeuristisches Schauobjekt und Subjekt der weiblichen Lust. Choreographie, musikalische Komposition, Kostüm und Szenographie erschaffen eine Ästhetik und ausdrucksstarke Formsprache der Selbsterforschung, nicht zuletzt um Giselle als realer, komplexer Frau eine Bühne zu geben.
Quelle: Mónica García Vincente
Fotos: lindenfoto.de
Video: Laura Michelle Vigano